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Ratgeber zum Start mit der Unterwasserfotografie / Videografie

09.03.2024

Heute, im Zeitalter der Digitalfotografie stellt sich dem geneigten Taucher die Frage, in welche Ausrüstung investiert werden soll. Die Entscheidung ist nicht einfach, hängt Sie doch davon ab was einem gefällt, und was das Ziel der Aufnahmen sein soll. Im Folgenden habe ich Euch ein Paar Informationen zusammengestellt - viel Spass beim Lesen!

Actioncams - Schnappschusskameras
Will man lediglich Erinnerungen an seinen Tauchgang festhalten und nicht viel Zeit in das Nachbearbeiten oder Geld in eine Fotoausrüstung investieren, so bieten sich Point and Shoot Cameras -> Actioncams wie „GoPro Hero“ und Ähnliche an. Diese erlauben uns auch unter Wasser verwacklungsarme Videoaufnahmen in guter Qualität zu machen. Unter Benutzung eines Farbfilters kann man in gewissen Grenzen den Blaustich/Grünstich von Fotos reduzieren. Im Meer finden Orangefilter Verwendung, im Süsswasser Magentafilter. Diese Filter haben Ihre Grenzen, je nach Färbung einen Tiefenbereich in welchem sie optimal funktionieren, z.B. ab 8m bis 14m.

Bei Actionscams muss bei der Aufnahme nur wenig berücksichtigt werden:

  • die Haltung der Kamera (z.B. nicht Richtung Boden fotografieren, eher horizontal oder aufwärts gerichtet)
  • den richtigen Moment der Aufnahme (bei Foto)
  • ggf die Dauer der Videoaufnahme (Einzelne Szenen nicht zu lange, ca 10 Sekunden sind sinnvoll)

Selbst die Verwendung von Actioncams erfordert ein stabiles Tarieren und souveränen Umgang mit der Tauchausrüstung. Der Taucher sollte genügend Erfahrung und Tauchgänge mitbringen um die Unterwasserwelt nicht durch mangelde Tarierung zu beschädigen. Zudem darf der Tauchpartner nicht ausser Acht gelassen werden, so mach konzentrierter Fotograf taucht de Fakto solo.

Licht unter Wasser
Durch die Absorption des Rotanteiles im Tageslicht, wird das Licht unter Wasser schnell blaustichig. Möchte man jenseits von den Schnappschüssen der Actioncams farbrealistische Bilder aufnehmen, so muss man sein Licht mit unter Wasser nehmen:

  • Kleinvideoleuchten für Actioncams sind die günstigste Option und mittels einer Schiene an einer Actioncam ohne Orangefilter zu besfestigen. Sie bieten passable Farben unter Wasser, allerdings nur im Nahbereich.
  • Für die gestalterische Unterwasser-Fotografie - sowie erst recht für anspruchsvollere Videografie ist es notwendig, Licht in Form von Blitzgeräten oder Videolampen mit unter Wasser zu nehmen um eine natürliche Farbwiedergabe zu gewährleisten und ausreichend Licht dabei zu haben.
  • Für Video bieten spezialisierte Videoleuchten eine hohe Farbtreue und Lichtstärken jenseits der 8000 Lumen pro Lampe.
  • Für Fotoaufnahmen benötigen wir externe Blitzgeräte. Die Kamera wird dabei auf einer Schiene befestigt, während die Blitzgeräte an Blitzarmen mit Kugelköpfen befestigt sind. Diese Arme enthalten oft Auftriebskörper, die exakt so dimensioniert sind, dass der Abtrieb der Blitze oder Tauchlampen ausgeglichen wird und die Kameraausrüstung im Wasser nur sehr wenig Abtrieb hat (~200 gramm).

Die gerade bei Kompaktkameras oft im Gehäuse integrierten Blitze reichen nur zum Zünden eines externen Blitzes. Als Lichtquelle sind sie nicht geeignet, da

  • Objektive den Blitz abschatten
  • die Leistung des Internen Blitzes zu niedrig ist und
  • die Fotos Schwebteilchen im Wasser extrem betonen.

Gute Bitzgeräte und Videolampen haben

  • eine gleichmässige, runde und weite Lichtverteilung über mindestens 100 Grad Abstrahlwinkel
  • warme Farbtemperatur
  • hohe Lichtleistung
  • ein Pilotlicht, das man bei Nachttauchgängen auch als (Backup) Lampe verwenden kann.
    Zum Vergleich der Blitzleistung wird über Wasser die Leitzahl des Blitzes zum Vergleich herangezogen. Unter Wasser ist diese nicht aussagekräftig, da sie abstrahlwinkelabhängig ist und wir möglichst weit ausleuchten wollen. Besser geeignet ist hier die Blitzenergie in Ws (Wattsekunde) oder ein direkter Vergleich der Ausleuchtung bei Tests.

Beim Licht trennt sich heute die Videografie von der Fotografie, da die Ausrüstungen speziell werden. Blitzlichtquellen sind ca. um den Faktor 100 heller (~7-8 Blendenstufen) als die konstant leuchtenden Videolampen. Oftmals können daher gute Fotoausrüstungen nicht perfekt Videos machen und umgekehrt. In der Zukunft - mit immer leistungsfähgeren LEDs - kann sich das ändern. Es gibt schon erste Hybridleuchten z.B. von Weefine oder Subtronic, die aber noch nicht das Niveau spezialisierter Leuchten erreichen.

Unterwasser Fotografie - Kreative Bildkomposition
Bei der UW-Fotografie muss man sich mit den Fotografie-Grundlagen mehr auseinandersetzen als an Land:
An Land kann liefern viele auf "Autopilot" eingestellte Cameras (Automatik) passable Bilder, die man auch ohne Wissen der Technik auf Speicherkarte bannen kann. Unter Wasser sind diese Automatiken oft wirkungslos oder nicht effektiv einsetzbar.
Daher müssen wir uns mit Begriffen wie Verschlusszeit und Blende auseinandersetzen:
Bei der Aufnahme kümmert man sich/steuert man

  • Die Ausleuchtung des Vordergrundes mit Blende und Blitzleistung und Positionierung der Blitzgeräte.
  • Die Grundhelligkeit des Hintergrundes wird mit der Belichtungszeit eingestellt.
  • Die Filmempfindlichkeit hat auch Einfluss auf die Gesamthelligkeit. Sie unterliegt gewissen Grenzen (Bildqualität/Farbrauschen), die durch die Größe des Bildsensors und Qualität der Elektronik bestimmt wird. Stellt die Filmempfindlichkeit nicht auf Auto ein, sondern auf 100 ISO oder 200 ISO. Nur falls die Verschlusszeit zu langsam wird und Verwacklung droht bzw. Blitzleistung (Lampenleistung) nicht reicht wie bei Fotografie im Freiwasser bei Nacht, stellt die Empfindlichkeit auf höhere Werte ein.
  • Die Einstellung des Fokus geschieht manuell oder mit Automatik, je nach Objektiv und Kamera. Etliche Kameras haben unter Wasser Probleme mit dem Autofokus bei der Verwendung von Spezialoptiken wie Makros.
  • Der Blickwinkel und Bildausschnitt bestimmt Charakter und Atmosphäre des Bildes, zusammen mit der Positionierung der Blitze.

Was benötige ich außerdem?
Zum Fotografieren und Filmen unter Wasser benötigen wir neben unserer Fotoausrüstung noch

  • Vorerfahrung mit Fotografie an Land.
  • Einen Tauchpartner der bereit ist, öfter mal etwas zu warten und auch Model zu spielen.
  • Die Bereitschaft Dinge unter Wasser abseits der Kamera zu verpassen. (!)
  • Geld für die passende Unterwasserkameraausrüstung.
  • Zeit für Pflege der Ausrüstung und Nachbereitung der Aufnahmen, besonders bei UW-Video.

Systeme und Kosten
Das ist jetzt sehr subjektiv, die Bewertung hängt ja immer von Euren Erwartungen ab.
Die Tabelle soll nur helfen die Systeme grob einzuordnen.

SystemartQualität FotoQualität VideoPreisrahmen ca.
Actioncam ohne Filterschlechtschlecht300 Euro
Actioncam mit Filterschlechtbefriedigend-gut350 Euro
Actioncam mit Schiene und Kleinlampenschlechtgut500 Euro
Kompaktkameras mit Externem Blitz Polycarboant Fotogutbefriedigend1800 Euro
Kompaktkameras mit Externem Blitz Nasslinsen Metallgehäusesehr gutbefriedigend5000 Euro
Kompaktkameras mit Videolampen Nasslinsen Metallgehäusebefriedigendsehr gut5000 Euro
Systemkameras mit Wechselobjektiven und Blitzen und Videoleuchtenperfektperfekt10000+ Euro

Ihr findet hier eine Fotogalerie mit einigen Beispielfotos TODO...

Systemkameras mit Wechselobjektiven
Mehr Aufwand durch die Anpassung des Kameragehäuse an die Objektive / Ports.
Kamera-Ausrüstung schnell im 5 -stelligen Bereich durch teure Komponenten.

Gewicht und Reisen
Selbst für Kompaktkameras, deren Abmessungen nur der Fläche einer Kreditkarte entspricht, überschreiten schon Weitwinkel Nasslinsen alleine leicht die 1,5kg / 1000Euro Grenze. Durch die kleine Kamera bringt eine solche Ausrüstung mit 2 Blitzen aber nur handgepäckfreundliche 10 kg auf die Waage. (Camera ohne Tasche, Ladegeräte, Werkzeug etc.
Für Systemkameras / ausgewachsene Vollformatkameras benötigt man Wechselobjektive und unterschiedliche Ports. Im Flugzeug reist man dann eher mit großen Pelicases und angemeldetem teurem Handgepäck.

„Richtige“ UW Videografie bleibt wegen der hohen Anforderungen an das Material (Monitor, Licht, Nachbereitung) meist Profis vorbehalten.

Das Buch Unterwasserfotografie: Kameratechnik, Motivwahl, Praxistipps ist schon vor ein paar Jahren erschienen, liefert aber gute Tipps zu dem Thema, auch zur Wahl der Kameraausrüstung.

Tips zum Schluss

  • Investiert Euer Geld eher in gute Blitzgeräte und Lampen als in die Kamera.
  • Achtet bei der Kameraausrüstung auf das Gewicht. Kompakte bekommt man oft noch mit in das Handgepäck beim Fliegen. Achtet dabei auf ein Gehäuse für das es Weitwinkel und Makro Nasslinsen gibt, je nachdem was Ihr möchtet. Oft werden auch die Super Weitwinkel Objektive für Makro verwendet.
  • Haltet O-Ringe kompromisslos sauber und pflegt diese. Ein Vakuumsystem verhindert zusätzlich das Eindringen von Wasser und frühzeitigen Tod der Kamera. Das gibt es auch bei Kompaktkameras.
  • Blitzgeräte müssen zu der gewünschten Kamera passen und mit dem Vorblitz Eurer Kompakten klarkommen.
  • Fotografiert unter Wasser manuell unter Auswahl von Blitzleistung/Verschlusszeit/Blende. Die Kamera muss das unterstützen. Blende und Belichtungszeit sollten gut bedienbar sein.
  • TTL / Automatiken eignen sich nur für schnelle Objekte wie vorbeischwimmendem Großfisch oder Spezielles wie Split-Aufnahmen.
  • Sichert Eure Fotoausrüstung unter Wasser immer mit Spiralkabel/Boltsnap an Euch (!)
  • Kauft im Fotofachgeschäft und lasst Euch beraten, auch von uns.
  • Haltet Euch beim Video Filmen bei Nachttauchgängen von normalen Tauchern und Fotografen fern. Versucht dies bei der TG-Planung zu berücksichtigen. Das Video Licht blendet andere und stört beim Fotografieren. Beim Filmen stören andererseits Blitze oder andere Taucher in Euren Filmen.

Im USCO beschäftigen sich einige Vereinsmitglieder aktiv mit der Unterwasser-Fotografie, so dass sie Euch Tipps für den Kauf einer erweiterbaren Einsteigerausrüstung geben können. Sprecht uns gerne im Clubabend an. Foto ist unser Thema!
(Michael, Peter, Bernd, …). :-)

Euer Peter!